Gernsheim-Duo
Anna Gann, Sopran & Naoko Christ-Kato, Klavier
Robert-Kahn-Kammerensemble
Spätromantische Kammermusik und Lieder mit einzigartigen Besetzungen
von verfolgten und vergessenen jüdischen Komponistinnen und Komponisten

Photo : Bette Bayer
Musiker
Komponisten

Robert Kahn (1865-1951) war der Sohn einer angesehenen Mannheimer Kaufmanns- und Bankiersfamilie. Er studierte in Berlin und München. Er war tätig als Korrepetitor an der Leipziger Oper und an der Königlichen Hochschule für Musik Berlin, wo er 1904 zum Professor erkannt wurde. Bis in die 1930er Jahre hinein wurden Kahns Werke mit großem Erfolg aufgeführt. 1934 wurde ihm, schon als emeritiertem Professor, aufgrund des NS-"Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums", die Mitgliedschaft in der Akademie der Künste entzogen, deren Senat er seit 1917 angehörte. Vor diesem Hintergrund sah er sich 1938 zur Emigration nach England gezwungen. Er verbrachte den Rest seines Lebens in England.

Rosy Wertheim (1888-1949) wuchs auf als Tochter einer hoch geschätzten Amsterdamer Familie, ihr Vater war Bankier, ihre Mutter Musikerin und Künstlerin, ihr Großvater ein bekannter niederländischer Politiker und Philanthrop. Sie war eine der ersten niederländischen Komponistinnen, die internationale Erfolge gehabt hat. Sie studierte Komposition in Amsterdam, Paris und Wien, war sechs Jahren in Paris und knüpfte enge freundschaftliche Kontakte zu u.a. Messiaen, Jolivet und Ibert. Studien und Konzerte führten sie anschließend in die USA. 1937 kehrte sie als erfolgreiche Komponistin nach Amsterdam zurück. 1943 entfloh sie der Verfolgung durch die deutschen Besatzer und überlebte in einem Versteck in Laren. 1949 starb sie in Laren an einer Krebserkrankung.

Vally Weigl (1894-1982) war eine österreichisch-amerikanische Komponistin und Musiktherapeutin aus Wien. Sie studierte Musikwissenschaft, Psychologie, Philosophie und Musikpädagogik an der Universität Wien und nahm Kompositionsunterricht bei Karl Weigl, den sie später heiratete. Durch den Anschluss Österreichs wurde sie zur Flucht gezwungen und emigrierte 1938, gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem Sohn, in die USA. Während der 1949 verstorbene Karl Weigl nicht mehr an seine Erfolge als Komponist und Lehrer in Wien anknüpfen konnte, begann Vally Weigl mit ersten Kompositionen. Sie arbeitete als Lehrerin für Musik und Sprachen sowie als Übersetzerin in New York und Pennsylvania. Nach dem Tod ihres Mannes zog sie sich eine Schulterverletzung zu, wodurch sie das Klavierspielen aufgeben musste. Sie begann am Teacher’s College der Columbia University ein Studium der Musiktherapie, welches sie 1953 abschloss, und wirkte als Musiktherapeutin in Krankenhäusern.

Pál Hermann (1902-1944) war ein ungarischer jüdischer Cellist und Komponist aus Budapest. Er studierte an der Franz-Liszt-Musikakademie bei Béla Bartók und Zoltán Kodály. Er lebte in Berlin, Brüssel und Paris. Nach der deutschen Besetzung Nordfrankreichs wich er nach Vichy-Frankreich aus, wo er in einem Bauernhaus versteckt wurde. Da es ihm schwerfiel, mit der Einsamkeit seines versteckten Lebens auf dem Bauernhof zurechtkommen, ging er von Zeit zu Zeit nach Toulouse, um zu unterrichten und soziale Kontakte zu pflegen. Während eines Aufenthaltes dort wurde er im Rahmen einer Straßenrazzia festgenommen und im Frühjahr 1944 in das KZ Drancy geschickt. Am 15. Mai 1944 wurde er mit dem 73. Konvoi in das vom Deutschen Reich okkupierte Baltikum deportiert. Seitdem gibt es von Hermann keine Spur mehr.

Henriëtte Bosmans (1895-1952) war eine niederländische Komponistin und Pianistin aus Amsterdam. Ihr Vater Henri Bosmans war Solocellist im Orchester des Concertgebouws in Amsterdam. Von ihrer Mutter Sara erhielt sie seit der frühen Kindheit Klavierunterricht und bestand mit nur 17 Jahren ihren Abschluss zur Klaviervirtuosin mit Auszeichnung. Zu diesem Zeitpunkt begann sie bereits selbst zu komponieren, ihr erstes Werk wurde veröffentlicht, als sie 19 Jahre alt war. 1920-1921 erweiterte sie ihre kompositorischen Kenntnisse unter anderem durch einen Theoriekurs bei Arnold Schönberg. Als Tochter einer jüdischen Mutter erhielt Bosmans als „Halbjüdin“ ab Mai 1940 ein Berufs- und Auftrittsverbot, das alle Kunstschaffenden betraf, die keine Mitgliedschaft in der nationalsozialistischen Reichskulturkammer vorweisen konnten. Sie konnte daher in den darauf folgenden Jahren nur noch heimlich auftreten. Durch innere Emigration überstand Bosmans die Besatzungszeit ohne Inhaftierung.
Termin
Donnerstag, 30.01.2025 Insel Mainau / Gedenkveranstaltung
Sonntag, 09.11.2025 Villa Falkenhorst Thüringen, Österreich
Programm
Robert Kahn : Sieben Lieder aus "Jungbrunnen" von Paul Heyse Op.46 für eine Singstimme, Klavier, Violine und Cello
Robert Kahn : Serenade für Horn, Violine und Klavier
Rosy Wertheim : Sonate für Violine und Klavier (1931)
Rosy Wertheim : "Le Tsigane dans la lune" für Sopran, Violine und Klavier (1916)
Vally Weigl : "Dear Earth" Quintett für Horn, Violine, Cello, Klavier und eine Singstimme
Pál Hermann : Allegretto für Horn und Klavier
Pál Hermann : Duo für Violine und Cello
Henriëtte Bosmans : "Nuit calme" für Cello und Klavier
Galerie






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